Die Onlinezeitung
Russisches Tagblatt
Journalisten Praktikum Plus 2019
26. Juli, Schwäbisch Hall
Über uns
15 Studenten und Studentinnen aus verschiedenen Universitäten und Städten Russlands sind nach Deutschland gekommen um an dem Programm Journalisten Praktikum Plus-2019 teilzunehmen, das von dem Deutsch-Russischen Forum organisiert wird. Wir alle haben verschiedene Hintergründe - einige habenschon mal bei einer russischen Zeitung gearbeitet oder waren beim Fernsehen oder Radio schon beschäftigt, dieanderen sind freie Journalisten oder schreiben in einemeigenen Blog online. Wofür wir aber alle unsinteressieren sind Deutsche Sprache, Kultur und Journalismus. Am Anfang des Programms sind wir in Schwäbisch Hall zusammen für zwei Wochen im Deutschkurs, danach geht es los nach Berlin für ein Journalismus Seminar und dann – in unsere Redaktionen - je nach Stadt und Bundesland.

Kristina Akopova
Hamburg, Norddeutscher Rundfunk
interessiert sich für Theater und Sport, schreibt gerne Nachrichten. Während des Praktikums möchte Kristina verstehen, wie sich die deutschen Medien von den Russischen Medien unterscheiden, und wie man auf Deutsch in der Redaktion arbeiten kann.
Dmitrij Tuzhikov
Hamburg, Die Zeit
hat ein großes Interesse am politischen System und der Gesellschaftsstruktur Deutschlands und würde es gern durch das Praktikum besser kennenlernen. Dmitrijs Lieblingsthemen sind auch Sport, beziehungsweise Fußball.
Vera Petukhova
Rostok, Ostsee-Zeitung
beschäftigt sich mit dem Cyber-Aktivismus, Mediengestaltung, Performativer Kunst und sozialen Themen. In Deutschland möchte Vera die Sprachkompetenzen verbessern, sich Herausforderungen stellen und sie überwinden.
Ekaterina Ianovskaia
Berlin, Superillu
singt gerne in einem Chor, interessiert sich für Kunst, schreibt über die wichtigen gesellschaftlichen Themen. Durch das Praktikum wird Ekaterina die deutsche Kultur erleben, aber auch den Alltag in einer deutschen Redaktion erfahren.
Anastasija Bukina
Berlin, Rundfunk Berlin-Brandenburg
engagiert sich für studentische Veranstaltungen und studentischen Aktivismus, und möchte gerne erfahren, wie man die Nachrichten in Deutschland produziert um sie mit den russischen Medien zu vergleichen.
Mariia Tsoi
Berlin, Zweites Deutsches Fernsehen
ist aktiv im freiwilligen Engagement und in Online-Medien. Während des Praktikums ist für Mariia interessant zu wissen, wie das deutsche Fernsehen funktioniert, aber auch wie man Reportagen und Hintergrund Texte fürsTV schreibt.
Maria Smirnova
Berlin, Stiftung Warentest
ist von Design und Fotografie begeistert, arbeitet in Richtung PR & Werbung. Für Maria sei das Praktikum eine umfangreiche Erfahrung, da sie in der Zukunft ihre eigene Informationsagentur eröffnen möchte.
Victoria Demidova
Halle, Mitteldeutsche Zeitung
spielt Klavier und ihr Interessengebiet ist Politik und Gesellschaft, beziehungsweise das Leben in den kleinen Städten Russlands. Durch das Praktikum möchte Victoria Erfahrungen in einer deutschen Redaktion sammeln, Reportagen und Interviews über Sozial-politische Themen schreiben.
Angelina Martirosian
Köln, N-TV
interessiert sich für Fotografie, Musik und Kunst und würde sich gerne im Journalismusweiter entwickeln. Für Angelina wird das Praktikum eine Möglichkeit sein, ihre professionellen Kompetenzen zu verbessern.
Elizaveta Belkina
Nordwest-Zeitung, Oldenburg
engagiert sich für Sprachen und Kultur, aber ist auch von den Podcasts begeistert. Durch das Praktikum werde Elizaveta lernen, wie man in einer deutschen Redaktion arbeitet und die Artikel für eine regionale Zeitung schreibt.
Mariia Vakhrusheva
Frankfurt-an Oder, Märkische Oderzeitung
hat ein großes Interesse an Literatur und Urbanistik und engagiert sich für soziale und gesellschaftliche Themen. Während des Praktikums möchte Maria lernen, die journalistischen Texte auf Deutsch zu schreiben und die Arbeit in der Zeitung realzu erleben.
Valeria Lazareva
Groß-Gerau, Die Global Press Nachrichten-Agentur und Informationsdienste
beschäftigt sich mit Umweltschutzproblemen, macht analytische Artikel, sowie Fotos und Design. Valeria findet das Praktikum eine interessante Herausforderung, da sie mit wissenschaftlichen Texten und Nachrichten in der Redaktion arbeiten wird.
Yulia Makar
Deutsche Welle, Bonn
interessiert sich fürs Tanzen und Sport und ihr Lieblingsgenre ist die Reportage. In dem Praktikum möchte sie sowohl an dem Prozess der Produktion der Nachrichten teilnehmen, als auch die deutsche Kultur erleben und Menschen kennenlernen.
Varvara Podrugina
Ravensburg, Schwäbische Zeitung
ist für Politik und internationale Beziehungen engagiert und für sie sind die Beziehungen zwischen Russland und Deutschland ein besonders interessantes Thema. In dem Praktikum würde sie gerne diese Themen aus der Perspektive der lokalen Redaktion behandeln.
Olga Chaban
Freiburg, Badische Zeitung
beschäftigt sich mit Linguistik,
Politik, und freiwilligem Engagement und für sie sei das Praktikum in der Redaktion eine Voraussetzung, in verschiedenen Genres Artikel versuchen zu schreiben und dazu aktuelle gesellschaftliche Probleme zubeleuchten.



von Elizaveta Belkina
Die Wochenendeindrücke

Stuttgart. Die erste Arbeitswoche von den jungen Journalist|innen aus Russland ist schnell vorbei gegangen, und alle haben ein schönes Wochenende verdient. Am 21. Juli sind sie in die Hauptstadt von Baden-Württemberg gereist, wo sie zuerst an der Stadtrundfahrt "Free walking tour" teilgenommen haben und die relevanten Sehenswürdigkeiten, beispielsweise das Alte Schloss sowie das Neue Schloss und die Stiftkirche, das Parlamentsgebäude aus Glas besucht haben.

Obwohl sie alle zusammen gekommen waren, haben sie sich danach nach unterschiedlichen Interessen aufgeteilt.

Maria ist ins Weissenhofmuseum im Haus von Le Corbusier gegangen, wovon sie ganz begeistert war. „Ich habe ganz lange davon geträumt, das Museum zu besuchen und die Ideevom Konstruktivismus hautnah wahrzunehmen. Mir gefällt besonders die Einfachheit und der Funktionalismus, und ich habe mich über diese Gelegenheit in Stuttgart gefreut, mir den Traum von dem Besuch des Museums des französischen Architekten zu ermöglichen" sagt sie.

Inzwischen hat Julia mit anderen Journalist|innen die Staatsgalerie besucht, wo sie die Stammsammlung besichtigt haben. „Ich bevorzuge die moderne Kunst, die scheint mir näher und deutlicher als die klassische Kunst. Das Museum hat das weltberühmte Bild von Banksy „Love in Ban". Als ich das Bild gesehen habe, war ich ganz enttäuscht davon und habe nichts Besonderes davon gefunden außer der Geschichte, die sich dahinter verbirgt ".

Vera hingegen ist ins Kunstmuseum gelaufen, weil sie auch großes Interesse an modernerKunst hat. Ihre Aufmerksamkeit hat das riesige Plakat draußen auf dem Museum angezogen. „Die Ausstellung hieß „Scheize – Liebe- Sehnsucht", die von einem isländischen Kunstmaler dargestellt wird. Was mir wirklich aufgefallen ist, das war die Live Performance „Der Tod der Frau", auf die der Schnee heruntergefallen ist. Das fand ich sehr tief und emotional".

Nach dem eindrucksvollen und entspannenden Tag in Stuttgart sind die Journalist|innen nach Schwäbisch Hall zurückgefahren und sind jetzt voll neuer Energie für die neue Arbeitswoche.
von Victoria Demidova
„Ich habe die Welt hier"
Über die Arbeit mit russischen Nachwuchsjournalisten, kulturellen Besonderheiten von internationalen Studierenden und persönliche Lernerfahrung im Interview mit Friederike Siebert-Lux.
- Frau Siebert-Lux, was waren Ihre Erwartungen vom Vorbereitungssprachkurs „JournalistenpraktikumPlus"? Waren Sie aufgeregt oder hatten Sie am Anfang mehr Angst?

- Angst hatte ich keine. Ich habe mich darüber gefreut, weil die Arbeit mit Journalisten schon interessant kling. Allerding war ich überrascht, dass ihr so jung seid. Ich habe auch mehr Männer in der Gruppe erwartet. Mit Journalisten assoziiert man, dass sie offen, interessiert und wissensdurstig sind. Normalerweise haben Kursteilnehmer am Ende eine Prüfung zu bestehen, deswegenbraucht man mehr prüfungsrelevante Themen, aber mit euch könnten wir mehr inhaltlich arbeiten. Das Besondere an diesem Programm ist eine klare Zielsetzung. Es geht darum, sich vorzustellen, Kommunikation zu üben, Texte zusammenzufassen, zu präsentieren und aktuelle Themen zu begreifen. Hier gibt es ein geschützter Raum, wo Studierenden ohne Angst sich ausprobieren können.

- So eine Erfahrung hatten sie auch nie damals. Würden Sie jetzt unseren Kurs anderes planen?

-Von meinem Gefühl hat alles ganz gut geklappt. Mir hat besonderes den Prozess gefallen, wie Teilnehmer selbst hinaufgewachsen sind. Für mich war auch ganz wichtig, dass ihr zusammen recherchieren, mit einander kommunizieren und sich respektvoll äußern könnt. Es ist zeitwürdig, dass Studierenden auch selbst Themen entwickeln können. Ich muss mir noch überlegen, ob ich diesen Prozess verkürzen würde.


- Normalerweise werden Gruppen im Goethe Institut gemischt, d.h. nehmen Studierende aus verschiedenen Ländern an einem Kurs teil. War das eine Herausforderung für Sie mit 15 Russen zu arbeiten?

- Aus jedem Land bringt jede Person ihre eigene Kultur, Lerntradition und Interesse mit. Was Sieangeht, fiel mir sofort auf, dass Sie so gut Deutsch können. Sie sind Journalisten, deswegen sind Siean vielseitigen Themen interessiert. Eine klare Artikulation von russischen Studierenden ist auch bestimmt eine Besonderheit. Es ist mir in Ihrer Gruppe sehr positiv aufgefallen, dass Sie versuchten mit einander auf Deutsch zu kommunizieren, obwohl Sie dieselbe Muttersprache haben. Das ist toll!

- Sie finden Ihre Arbeit auch richtig toll, oder? Was gefällt Ihnen am Job einer Sprachlehrerin am meisten?

- Ursprünglich bin ich Gymnasiallehrerin. An einer Stelle habe ich aber verstanden, ich wollte mich in dieses Schulsystem nicht hineinpressen lassen. Nun arbeite ich schon seit 1987 im Goethe Institut in Schwäbisch Hall. Das sind schon 32 Jahre und das war noch nie langweilig. In dieser Periode war noch nie eine Klasse gleich. Es ist immer etwas Neues! Ich habe meine Erfahrung und Konzepte, aber es gibt immer neue Menschen und deswegen sieht das Programm immer anders aus. Ich lerne regelmäßig unterschiedlichste Nationalitäten und Menschen mit verschiedenenSprachniveaus kennen. Ich unterrichte zum Beispiel ganz gerne Anfängergruppen, weil man so schnell einen Erfolg sieht. Da kommen Leute und können gar nichts, aber schon ein paar Wochen später kommunizieren sie auf Deutsch. Danach beschäftige ich mich aber auch gerne mit schwierigeren Themen und mache einen höheren Kurs. Die Abwechslung macht es, damit man sich jeden Tag mit etwas anderem beschäftigt. Wir leben hier in einer kleinen Stadt, aber in meinem Beruf durch das Goethe Institut habe ich die Welt hier. Die Welt kommt zu meinem Arbeitsplatz!


von Kristina Akopova
Guten Morgen!
Seit einer Woche sind 15 junge Journalisten und Journalistinnen aus Russland in unsere Stadt gekommen, die den Alltag der Einwohner ein lustiger machen. Am Samstag war das ganz der Fall.

Ein junges Mädchen wollte einen Kuchen am Biomarktstandkaufen. Da der Markt um halb nach zwölf schloss, war sie (wiealle russische Mädchen) ganz pünktlich am Ort, das heißt um 12:40. Das vom Laufen keuchende Mädchen hatte allerdings Glück: das letzte Stückchen blieb noch an der Theke. Die Sonne schien so stark, dass der Kuchen ein bisschen schmolz:

- Guten Morgen! Ich würde gerne ein Cheesecake haben, – sagt sie höflich.
- Wie bitte?
- Ein Kuchenkäse, bitte.
- Verstehe leider nicht – zuckt die Verkäuferin mit den Achseln.
- Dort , diese gelbe Torte, - deutet die Ausländerin auf die Torte.
- Meinen Sie den Käsekuchen? Leider ist er müde. Tut mir Leid.
- Müde? Wieso?- überraschte sich das Mädchen. – Ich bin auch müde, ich bin so schnell zu dem Markt gelaufen, aber verstehe nicht…
- Er stand in der Sonne den ganzen Morgen und ist jetztnicht mehr frisch,- bemüht sich die Verkäuferin mit leichtesten Worten das Problem zu erklären.
- Oh, verstehe. Mich egal. Ich nehme es– sagt sie mit Sicherheit.
Die Verkäuferin lächelte und packte den Kuchen ein.

- Wie viel kostet es?
- Nichts. Das ist ein Geschenk für Sie.
In der ersten Sekunde blickte das Mädchen sie mit großen Augen an, sie zweifelte vermutlich, ob sie es richtig verstanden hatte. Aber dann lächelte sie der Verkäuferin zurück.

- Ein Geschenk? Oh, danke, danke schön. Das ist ein Surprise. Schönen Tag!
So ging sie müde nach Hause mit dem müden Kuchen in den Händen. Aber ihre Augen leuchteten vor Fröhlichkeit und Dankbarkeit.

von Yulia Makar
Heimat nach Wahl
Laut Statistik von 2017 sind 1,38 Millionen Russen nach Deutschland gezogen. Als Hauptgrünede für die Auswanderung nennen Experten einen höheren Lebensstandard, ein Gefühl von Sicherheit und Freiheit. Es gibt jedoch einen umgekehrten Trend. Laut der Volkszählung 2010 leben auf dem Territorium der Russischen Föderation 394138 Deutsche. Korrespondentinnen Mariia Vakhrusheva und Olga Chaban fanden, von den Bewohnern Russlands und Deutschlands heraus, warum sie beschlossen, ihre Heimat zu ändern.
Chris Helmbrecht, 47-jähriger DJ aus Deutschland, kam zufällig nach Moskau. Zuvor lebte er in Amerika und Spanien. Sein litauischer Freund zog aus New York nach Moskau und arbeitete einige Zeit hier. Dann lud er Chris zu einem Besuch ein und Chris gab Moskau eine Chance. Es war jedoch nicht so einfach. Am schwierigsten war es, einen Job zu finden, da er praktisch kein Russisch spricht.

Aber jetzt lebt er seit 15 Jahren in Moskau. In dieser Zeit hat sich die Stadt stark verändert. Die wurde internationaler und moderner, nachdem Luschkow (OB von Moskau) weggegangen war. Wie Chris bemerkt, ist Moskau unter anderem führend in der Entwicklung und Nutzung von Technologie, zum Beispiel USB-Aufladung in Bussen und Straßenbahnen, kostenloses Wi-Fi in der U-Bahn…

- Russland ist für die Deutschen nicht das aussichtsreichste Umsiedlungsland, - glaubt Chris. - Wegen der Sanktionen und der Wirtschaftskrise wurde es schwieriger, Geschäfte zu machen, hier haben die Menschen eine andere Mentalität. Ich denke, dass es in Russland mehr einen asiatischen als europäischen Einfluss gibt. Die Leute hier sind emotionaler im Geschäftsleben und wenn sie alltägliche Entscheidungen treffen. Die Deutschen sind hingegen rationaler. Moskau ist keine einfache Stadt.

Wir können uns an das Zitat von Frank Sinatra über New York erinnern. Es ist auch perfekt für Moskau: „Wenn ich hier Erfolg habe, kann ich es überall tun".

In Schwäbisch Hall leben circa 140 Nationen. Eine von ihnen sind Russen, deren Anzahl schon ziemlich groß ist. Wir haben mit einer Vertreterin aus der russischen Kultur gesprochen und herausgefunden, wie es ist, in Schwäbisch Hall zu leben.


„Russland ist für die Deutschen nicht das aussichtsreichste Umsiedlungsland"
Chris Helmbrecht
Olga Neufeld lebt schon seit 25 Jahren in Schwäbisch Hall, wo sie als Bürokauffrau bei der Haller Löwenbräu arbeitet. Als 13-jähriges Kind ist sie mit ihrer Familie der Spätaussiedler nach Deutschland umgezogen. Der Umzug war nicht so leicht, weil die zukünftigen deutschen Bürger nur drei Koffer mithatten und ihr ganzes Leben von Anfang an neu aufbauen mussten. Zuerst das Aussiedlerlager in Frankfurt an der Oder, dann die Kaserne für die amerikanischen Soldaten – jetzt lebt Olga mit ihrem Mann (auch einem russischen Aussiedler) und ihrer Tochter in dem Haus, das sie selbst gebaut hatten, in der Nähe von Schwäbisch Hall.

„Der deutsche Boden" findet Olga ist fruchtbar und gastfreundlich. Sie schätzt auch besonders die Sicherheit, die Deutschland ihr und ihrer Familie gibt.

„Die Deutschen kommen uns immer entgegen. Man braucht sogar nicht um Hilfe zu bitten, weil sie die immer als erste zur Verfügung stellen"

Doch vergisst sie ihre Heimat auf jeden Fall nicht. Alle ihre Freunde sind auch russische Aussiedler. Wie Olga sagt,würden sie einander besser verstehen als die Deutschen. Sie besucht regelmäßig russische Discos, wo man zu den russischen Liedern tanzt und andere Russen trifft.


Olga und ihre Tochter
von Olga Chaban und Mariia Vakhrusheva
Schwäbisch Hall im Zweiten Weltkrieg: kleine Stadt und großes Unglück.
Vor fast 80 Jahren begann das wohl grausamste Ereignis des 20. Jahrhunderts – der Zweite Weltkrieg. In Schwäbisch Hall sind die Folgen des Krieges heute kaum zu bemerken, da die Stadt zu keinem wichtigen Kampfgebiet gehörte. Allerdings erinnern sich die Einheimischen daran, weil sie darunter stark gelitten haben. Das hat unsere neue Umfrage bestätigt:* 9 der 10 befragten Personen behaupten, dass der Krieg ihre Familie betroffen hat. Einige haben einen oder beide Opas verloren, bei den anderen musste der Vater vor dem Krieg fliehen, bei noch anderen kam der Vater kriegsverletzt nach Hause und ist früh gestorben.
Doch nicht nur die Einwohner, sondern auch die Stadt selbst konnte den Schaden durch den Krieg nicht vermeiden. Die Teilnehmer der Umfrage haben als schreckliche Wirkungen die Luftangriffe von US-Fliegern auf den Bahnhof in Schwäbisch Hall, Marktplatz und Flugplatz in Hessental genannt. Es wurde auch das Schicksal der deportierten und ermordeten Juden erwähnt, denen heutzutage mehrere Stolpersteine auf der Straße der Stadt gewidmet sind.

Über diese und andere Unglücke, die Schwäbisch Hall durchstehen musste, findet man in der Ausstellung des Hällisch-Fränkischen Museums. Frau Edith Amthor, die im Museum Führungen macht, erzählt über die Haller Diakonissenanstalt, wo zu Nazizeiten körperlich und geistig behinderte Menschen gesammelt und so behandelt wurden, damit sie unfruchtbar werden. Viele wurden nachher nach Stuttgart geschickt und umgebracht.


Zu den dunklen Punkten der Geschichte der Stadt gehört das Konzentrationslager Hessental. Frau Amthor behauptet, es seien etwa 100 Zwangsarbeiter gehalten worden. Wegen der Annäherung der US-Truppen im April 1945 sei das Lager aufgelöst worden. Die Häftlinge hätten nach Dachau zu Fuß laufen müssen, und fast niemand habe den Marsch überlebt.
„Wenn die Gäste in unser Museum kommen, zeigen sie fast kein Interesse an Kriegszeiten", - betont die Museumsführerin. Im Alltagsleben sei es schon kein Thema, bestätigt eine der Befragten, was uns wirklich erstaunt. In Russland bleibt der Krieg noch ein großes Thema für die soziale Diskussion. Frau Amthor erklärt aber weiter: „Unter Geschichtsforschern oder unter Familienmitglieder kann man über die Zeit des Kriegs reden, mit fremden Leuten ist es aber nicht so typisch, darüber zu sprechen". Der einzige Gedanke, den man nach den Worten von Frau Amthor und anderen Bewohner von Schwäbisch Hall hat, lautet: „Das soll nie wieder passieren!"
* eine nicht repräsentative Stichprobe im Zentrum von Schwäbisch Hall vom 24.07.2019
von Varvara Podrugina und Dmitrij Tuzhikov
Ein Tag in Schwäbisch Hall
von Valeria Lazareva
Russische Praktikanten
in Deutschland
Kleine Tipps auf dem Weg zum Erfolg.
In diesem Text haben wir einige nützliche Dinge gezeigt, die für die Bewohner Deutschlands charakteristisch sind. Mit ihrer Hilfe haben wir einige Momente des Lebens hier festgehalten, auf die wir vorbereitet sein müssen.
Du solltest immer pünktlich sein. Die Deutschen verabreden sich nicht einen oder zwei Tage vor der Begegnung, sondern mindestens eine Woche, vorzugsweise einen Monat vorher. Dies betrifft nicht nur Geschäftsverhandlungen, sondern auch Treffen mit Familie und Freunden. Auch legen sie sehr viel Wert auf Ordnung (was aber bei der Deutschen Bahn nicht immer der Fall ist) und kommen rechtzeitig zu den Treffen. Für sie bedeutet es, fünf, oder am besten zehn Minuten vor dem Beginn da zu sein.

"Hallo Chef, wie geht's?". Small Talk gehört zum Job wie die Kollegen und der Computer. Nicht jedem Mitarbeiter liegt allerdings das ungezwungene Gespräch in der Kantine, Kaffeeküche oder im Fahrstuhl. Doch es gibt ein paar Kniffe, wie man einfacher ins Gespräch kommt. Linda Kaiser von der Deutschen Knigge-Gesellschaft rät: "Man sollte sich einfach trauen, aktiv teilzunehmen oder sogar ein Gespräch zu beginnen". Wichtig dabei: ehrlich und respektvoll zu sein, sich nicht zu verstellen und vor allem nicht zu lästern.


Aber erstmal Kaffee. Laut Statistiken der Firma Tchibo für das Jahr 2018, trank jeder Deutsche 3,4 Tassen Kaffee pro Tag. Es ist durchaus erlaubt während der Arbeitszeit ein paar Tässchen Kaffee zu trinken. Nicht erlaubt ist hingegen eine Kaffeepause während der eigentlichen Arbeitszeit einzuschieben. Diese darf nur in den geregelten Pausenzeiten stattfinden.
Ein kleiner Tipp: Wenn ihr eine Tasse Kaffee zu Mitnehmen habt, ihr könnt Umweltfreundlich sein.

von Mariia Tsoi
Street-Art in Stuttgart
Versuch des Selbstausdrucks, Vandalenakt oder einfache schöne Bilder?



Als ständiger Bewohner von Stuttgart ist dies nicht zu bemerken, aber der Tourist wird sicherlich auf ungewöhnliche Zeichnungen stoßen, die Sie sowohl am Stadtrand als auch in der Innenstadt zu finden sind. Es handelt sich um Straßenkunst oder, so genannte, Street-Art.
Einer der berühmtesten Stuttgarter Künstler „Luc P." formuliert diese Kunstform so: «Es ist eine Veranstaltung, welche den Rahmen einer 'normalen' Ausstellung wie in einem Museum oder eine Galerie sprengt». Fast alle Street-Art-Bilder bleiben nicht unterschrieben. Das ist der wichtigste Unterschied zwischen Graffiti und Street-Art, dass die Street-Art Künstler nicht primär ihren eigenen Namen oder den ihrer Graffiti-Crew bekannt machen wollen. Viele legen den Fokus verstärkt auf den sozialkritischen Aspekt ihrer Werke. Es geht den Street-Art-Künstlern nicht um die Masse sondern um die Aussage ihrer Werke. Es ist viel verschiedenen Buchstaben auf den Wänden zu sehen, aber das kann kaum als Kunst bezeichnet werden.

Über den Sinn der Bilder von Street-Art-Künstlern kann man nicht den Museumsaufseher befragen und oft ist nichts im Internet zu lesen. Es lässt sich nur vermuten und es bleibt selbst zu recherchieren, was der Autor vermitteln wollte. Die größte Arbeit von Luc P. ist bislang die Gestaltung einer Telefonzelle.
Es sollte außerdem nicht übersehen werden, dass heute alle Menschen von dem Street-Art Künstler unter dem Pseudonym Banksy erschüttert sind, wessen echter Name bisher nicht genau festgestellt ist. Die aufregende Geschichte, die noch im Oktober 2018 um die ganze Welt gegangen ist, bleibt bis heute so populär dank dem Bild mit dem eingebauter Aktenvernichter, das nun in verschiedene Länder reist. Wie bekannt, ab März 2019 befindet sich das Bild «Girl with Balloon» in der Staatsgalerie Stuttgart. Aber es ist alles nicht so einfach: um Banksy's Werk mit eigenen Augen zu sehen, muss man sich sehr bemühen um es zu finden, denn Museumsmitarbeiter ändern regelmäßig seinen Platz. Dieser Verlauf ist charakteristisch wie kein Zweiter. «Alle suchen Banksy? Versuch ihn zu finden» - kommentieren so die Museumsmitarbeiter diese Situation.
Aber Banksy hat seine Spur auch auf den Stuttgarter Straßen hinterlassen. Im Diamantenweg beim Klinikum Stuttgart wurde auf einen Stromkasten das Bild eines Manns ohne Kopf und mit Regenschirm gesprüht. Immerhin wird in der Staatsgalerie ein Streit darüber geführt, ob das wirklich seine Arbeit ist, weil alle seine Werke stets auf seinem Instagram-Kanal veröffentlicht werden und diese taucht dort nicht auf. Deshalb bleibt es nur noch zu vermuten, ob dieser Mann mit dem Regenschirm wirklich von Banksy ist.
von Anastasija Bukina
Schwäbisch Hall — Paris: Eintritt frei
Bis zum 15. September können die Bewohner und Gäste der Stadt Schwäbisch Hall die Ausstellung„Von Henri Matisse bis Louise Bourgeois" absolut kostenlos besuchen.



Moderne Kunstmuseen werden heutzutage immer populärer. Eine dieser Kulturstätten in Schwäbisch Hall ist die Kunshalle Würth. Dies ist ein privates Kunstmuseum, das 2001 von demUnternehmer Reinhold Würth gegründet wurde. Derzeit zeigt das Museum viele moderne und internationale Kunstwerke, wie in der heutigen Ausstellung.

Ein Merkmal dieser Ausstellung ist, dass das Museum für zeitgenössische Kunst in Paris zu Gastin der Kunsthalle Würth ist, und den Zuschauerneinen Einblick in seine Kultur gibt, die von derfrühen Moderne bis zur Gegenwart reicht.




Am 14. August um 10:00 Uhr findet die "Kunst-Pause" statt. Die Essenz der Veranstaltung ist, dass Eltern mit ihren Kindern eine Pause von den alltäglichen Sorgen machen und eine kulturelleZeit haben können.

Außerdem findet am 8. August von 18.15 bis 19.15 Uhr eine exklusive Abendführung mit demTitel „AFTER-WORK-FÜHRUNG" im Museum statt.

Jeder kann nach der Arbeit an dieser Veranstaltung teilnehmen und in das kulturelle Umfeldeintauchen.



von Angelina Martirosian
Ein echter Musikgenuss
„Ein Chorwerk klingt wunderbar, wenn es mit der Seele gesungen wird"- solche Worte fallen sofort auf, wenn man die Domkirche St. Eberhard betritt. Gerade hier bereitet sich der Stuttgarter Oratorienchor auf das abendliche Konzert vor. Obwohl es nur eine Probe ist, bemerkt man auf einmal bei den Choristen hohe Konzertration, Leidenschaft und Glanz in den Augen. Im Jahre 1847 entstanden, gilt dieser Chor als einer der ersten Musikkollektive in Baden-Württemberg. Diesen Sommer hat er etwas Besonderes für seine Zuschauer vor: eine bunte Mischung von Chorgesang und argentinischem Tango. Geniale Musikwerke von Astor Piazolla und Martin Palmeri, die zum Weltkulturerbe gehören, werden mit vollem Genuss präsentiert. Kernstück dieses Sommerkonzerts ist die berühmte Misa Tango, die bestimmt keinen kalt lässt. Ein richtiger Balsam für die Seele!
Copyright © 2019 Stuttgarter Oratorienchor e.V. (Fotos sind zum Auswahl)
von Ekaterina Ianovskaia
Wie die Deutschen mit Werbungen umgehen?
Heutzutage ist Werbung im Internet bei Marketingfachleuten und Werbetreibenden sehr populär und beliebt. Aber alle reden gleichzeitig von „Bannerblindheit", was etwas aussagt über die Ineffizienz solchen Marketings. Allerdings ist dem gegenüber Außenwerbung laut Statistik kaum zu übersehen.Sie ist auch jetzt noch viel effektiver.
Bei uns in Russland behandeln die Menschen Werbung anders als in Deutschland. In Meiner Stadt gibt es Initiatoren dafür, dass es in der Stadt überhaupt keine Werbetafeln und Banner oder Werbung für öffentliche Verkehrsmittel gibt. Sie kämpfen darum, dass es keine offizielle Werbung in der Stadt gibt und argumentieren, dass sie die Architektur der Stadt verdeckt. Sie verstehen leider nicht, dass Geschäfte gar nicht ohne Werbung funktionieren können. Die Konsequenz ist, dass es illegale Werbung auf Zäunen, Asphalt und so weiter geben wird.
In DE gibt es viel Werbung, sowohl offizielle als auch illegale,zum Beispiel auf Zäunen und Brücken. Zu meiner Überraschung gehen die Deutschen sehr gut mit Plakaten, großen Überschriften auf Werbestellen um und denken überhaupt nicht, dass Werbung das Erscheinungsbild der Stadt beeinträchtigt.
Sie sind jedoch sehr besorgt über die Frage der Umweltverträglichkeit, beispielweise über Werbeflyer, die auf dem Autofenster angebracht werden.
Schöne und interessante Außenwerbung betont Individualität, schmückt die Stadt und Gebäude. Dank der Werbungist die Kommunikation zwischen Geschäften und Leuten möglich.
von Maria Smirnova
Musik ohne CO2
Haben Sie jemals gehört, dass Musikfestivals den CO2-Fußabdruck einer Kleinstadt haben? Das bezweifle ich sehr. Obwohl Nachhaltigkeit, Umwelt- undKlimaschutz heutzutage elementare Themen sind, bei denen jeder von uns seinenkleinen Teil beitragen kann, existiert immer noch ein sogennantes Stigma indiesem Bereich.
In der Regel sind die bekannten Großveranstaltungen in Deutschland (wieHurricane oder Southside) nur teilweise "ökofreundlich". Sie engagieren sich fürdie Grüner Wohnen-Philosophie durch kleinere umweltschonende Maßnahmenund bieten beispielsweise einen eigenen Green-Camping-Bereich, in dem aufMülltrennung und Lärmreduktion geachtet wird, Systeme der öffentlichenVerkehrsmittel, Recycling- und Foodsharing-programme u.s.w.

Da gibt es auch Pioniere der Öko-Bewegung, zu denen vor allem das MELT-Festival gehört. Damit MELT „ein Stückchen nachhaltiger und schöner werdenkann", ganz egal ob ihr Besucher seid, zur Festivalcrew gehört oder selber auf derBühne steht, müsstet ihr vor dem Besuch einen Einblick in die Regeln gewinnen. Laut „Green Law", soll man nicht nur auf seine Nachbarn, sondern auch auf seineUmwelt achten ("Miteinander"), nach dem Motto „Weniger ist Mehr" packen("Minimalismus"), Müll trennen und wiederverwenden.

Dazu noch, bieten die Veranstalter des Festivals das Müllpfand- & Rückgabe Programm, die Wiederverwertung von Lebensmitteln undCampingutensilien an. Und im Rahmen von Meatfree Friday kommt seit mehrerenJahren nur vegetarisches auf den Essenstisch. Sogar auf der Toilette könnte manMüll sparen - dafür stehen auf dem MELT umweltfreundliche Komposttoilettenzur Verfügung. Was die CO-2 Emission vor Ort betrifft, kümmert man sich auf"MELT" darum mit Solaranlagen auf dem Dach der Orangerie. Die Besucherkönnen ihrerseits für den Rest an die Reihe kommen - Fahrgemeinschaften bildenund auf die Anreise mit dem Bus oder der Bahn zurück greifen (wofür siekostenlose Shuttles anbieten).

Mittlerweile überdenken auch die russischen Music Feste ihr Konzept undbeziehen ökologische Aspekte mit ein. Obwohl es zwar noch lange keineumweltfreundlichen Events gibt, machen einige bereits einen Schritt in die richtigeRichtung - beispielsweise verzichten Festivals wie "BOL" und "LiveFest Summer" auf das Einweggeschirr und Glaswaren und führen ein Cupsharing-System ein.

Schon deutlich weiter ist zum Beispiel das "ZAVTRA" Festival, das dieZiele der nachhaltigen Entwicklung, die von den Vereinten Nationen im Jahr 2015 ins Leben gerufen wurden, unterstützt: Verhinderung der Erschöpfung dernatürlichen Ressourcen, Einschränkung der Verlustrate der Biologischen Vielfaltund Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit. Die Hauptidee des Festivalsbesteht darin, dass wir alle für die Umwelt und unsere Zukunft verantwortlich sindund wir müssen eine Entscheidung über unseren morgigen Tag treffen - ob ereinfachwird oder nicht.

Abschließend möchte ich eine Passage aus "Der kleine Prinz" zitieren, diekeinen Kommentar benötigt: „Wir alle sind Kinder von einem Schiff, das Erdeheißt. Das bedeutet, dass man nirgendwohin umsteigen kann. Es gibt eine festeRegel: morgens aufstehen, sich waschen, sich selber in Ordnung bringen und danndeinen Planeten in Ordnung bringen".

von Vera Petukhova
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